Der 2. Tag war ein Montag. Eigentlich DER Museumsschließtag, aber das ist in dieser Stadt gut verteilt, ein Teil ist am Montag geschlossen, ein anderer Teil am Dienstag. Dienstags ist das historische grüne Gewölbe geschlossen, das wollte ich unbedingt sehen, es ist im Schloß beherbergt.
Das Schloß ist der rechte Turm, links ist die Katholische Hofkirche. Ich wollte es so gerne sehen, das Historische Grüne Gewölbe. Der Wetterbericht war auch so, daß man einen Museumsbesuch am Vormittag einplanen sollte und ein Aufenthalt im Freien eher am Nachmittag empfehlenswert war. Nach dem Frühstück und der Straßenbahnfahrt und einem weiteren gemütlichen Spaziergang durch die Altstadt waren wir gegen 11:30 dort, man hatte sich überlegt, daß der erste Schwung Reisegruppen dann schon durch ist. Da steht doch über der Kasse tatsächlich in hochmoderner elektronischer Anzeige, daß die Karten für das Historische Grüne Gewölbe für diesen Tag ausverkauft sind. Man hätte es wissen müssen, daß man diese Karten vielleicht im Vorfeld gebucht werden müssen, offensichtlich sind sie auch an eine bestimmte Uhrzeit gebunden. Also haben wir die Ersatzausstellung des Mathematisch-Physikalischen Salons angesehen, diese Ausstellung gehört eigentlich in den Zwinger, dieser Teil des Zwingers wird allerdings zur Zeit saniert, und einige Stücke sind hier zu sehen. Photos habe ich davon nicht gemacht, vielleicht beim nächsten Dresden-Besuch, würde sich ja lohnen, denn das Historische Grüne Gewölbe sollte ja auch noch besucht werden.Man sollte sich ja auch dieses Gebäude noch von innen ansehen: Die Frauenkirche, die am Sonntag wegen eines Konzertes für die Öffentlichkeit geschlossen war, wollte ich wenigstens einmal von innen sehen, auf eine Turmbesteigung war ich nicht so erpicht, zumal das Wetter nicht so war, daß man eine tolle Aussicht erwarten konnte. Also ließen wir uns von dem allgemeinen Menschenfluß in die Kirche treiben. Die Bänke waren so voll mit Leuten, daß man denken konnte, es wäre Weihnachten! Sie ist schön beeindruckend. Das wirkt innen alles sehr leicht und fröhlich. Man hätte sich mit Hilfe eines Audioguides bestimmt noch vieles erzählen lassen können, aber mir hat das Anschauen erst mal genügt. Ein Blick nach oben ist auch beeindruckend:
Zu diesem Reisearrangement gehörte eine Fahrt mit dem Raddampfer, war in dem Gutschein nicht näher ausgeführt, naja, dachte ich, ein Stündchen auf der Elbe rumfahren ist bestimmt nett, das war ja auch der Grund, weshalb wir noch in den Sommermonaten nach Dresden wollten. Nach Ankunft im Hotel stellte sich heraus, daß es sich um die sogenannte Schlösserfahrt handelte, man fährt also bis zum Schloß Pillnitz. Schloß Pillnitz ist am südöstlichen Rand von Dresden, man fährt mit dem Raddampfer 90 Minuten hin, zurück geht es ja mit dem Strom und eben schneller.
Wir hatten eingehend die Fahrpläne studiert, und -nach Rücksprache mit dem Wetterbericht- beschlossen, den Dampfer um 14 Uhr zu nehmen, das bedeutet halb vier in Pillnitz, knapp 2 Stunden Zeit, um sich umzusehen und gegen halb sechs wieder zurückzufahren.
Die Tickets hatten wir schon, also haben wir uns nur angesehen auf einer Anzeige, welchen Anlegeplatz wir nehmen müssen, Anlegeplatz 1, wir haben uns dort plaziert, der Regen hatte aufgehört, wir waren die Einzigen, die da so warteten, das kam uns irgendwann komisch vor. Also habe ich einen zweiten Blick auf die Tafel geworfen, siehe da, nun war es Platz Nr. 5! Die Enfernung ist doch einigermaßen, wie liefen in aller Gemütsruhe dorthin, Zeitnot herrschte noch nicht.
Auch da war es ruhig, um es genau zu sagen, wir waren die Einzigen, die da so warteten, mittlerweile war es 14 Uhr, und kein Dampfer in Sicht. Also machte man sich auf den weg zurück zu Anlegeplatz 1, da ist nämlich das Häuschen, in dem die Karten verkauft werden. Freundlich wurde mir erklärt (früher habe ich diesen Dialekt verwünscht, mittlerweile bedeutet er für mich Freundlichkeit pur), daß ein Dampfer einen Defekt hatte und man deshalb umdisponieren musste, deshalb würde die Fahrt jetzt auch eine halbe Stunde später losgehen. Das bedeutete dann zwar auch einen kürzeren Aufenthalt in Pillnitz, aber naja, was soll's, ist eben so. Pünktlich halb drei legten wir dann ab auf einem historischen Raddampfer mit der ältesten in Betrieb befindlichen Dampmaschine in Deutschland, der Dampfer hieß früher mal Pillnitz, jetzt heißt er Diesbach, und hat sein Herz -für jedermann zu bewundern- hochpoliert unter Glas.
Unsere Rechnung ging im Übrigen auf, der Dampfer war leer, weil wegen des schlechten Wetters der Run auf Dampferfahrten nicht so groß war. Wir saßen auf Deck vorne, naja, Frostbeule durfte man dafür nicht sein, aber eine Aussicht war das!
Während der Fahrt kamen immer wieder Hinweise auf Sehenswürdigkeiten, und davon gab es reichlich, die leider mit meinem Handy gar nicht immer einzufangen waren.
Wein wird angebaut, und dann gibt es da auch noch die 3 Elbschlösser:
Dieses ist Schloß Albrechtsberg, die beiden anderen heißen Villa Stockhausen und die Villa Eckbert. Prinz Albrecht war wohl etwas unkonventionell in der Wahl der Gattin, da wollte Bruder Friedrich Wilhelm der IV. ihn nicht mehr an seinem Hof haben. Die Villa Stockhausen war, wenn ich mich recht erinnere, die Villa des Architekten von Schloß Albrechtsberg und wird auch Lingner- Villa genannt, nach seinem 2. Besitzer, dem "Odol-König". Nach vielleicht 50 Minuten Fahrt erlebten wir das blaue Wunder.
Diese Brücke über die Elbe wurde in den 1890er Jahren erbaut und war die erste Brücke, die keinen Mittelpfeiler im Fluß brauchte. Über die Farbe gibt es viele Geschichten, auch daß sie in Wirklichkeit unter ihrer blauen Farbschicht eine andere Farbe hätte. Ich fand sie, ehrlich gesagt nicht sehr blau, aber sie sieht gut aus.
Nach einer guten Stunde Fahrt sah man dieses:
Schloß Pillnitz.
Diese Treppe ins Wasser fand ich ja toll, bloß wie sollte ein Schiff da anlegen? Unser Dampfer hatte jedoch ein Stück weiter weg einen ganz normalen Anlegesteg.div>Es ist ein dreigeteilter Bau,wenn man ihn vom Wasser her sieht. Es wirkt etwas merkwürdig, weil der mittlere Teil, offensichtlich saniert und mit oranger Fassade versehen, eine ganz andere Wirkung hat als die beiden Seitenflügel, die ja nur hell sind und Kupferdächer haben.
Ich dachte ja, es wäre ein kleines Schloß, denn der August der Starke hat das ja bauen lassen für seine Gräfin Cosel. Da ist er ja schon mit einem ordentlichen Bau rangegangen. Wahrscheinlich war ihm das auch klar, daß das kein kleines Lustschlösschen ist, denn als sie sich von ihm oder er sich von ihr getrennt hat, hat er das Schloß erst mal wieder zurückgefordert und sich eine Sommerresidenz daraus gemacht.
Seine Vorgaben waren aber während der Entstehung schon, daß er gerne etwas "Indianisches" haben wollte, er wolle einen asiatischen Einschlag, meinte wohl "indisch" statt "indianisch" und so kann man an der Dachkonstruktion sehen, welche Vorstellungen man damals von asiatischen Ländern hatte.
Beim Spaziergang merkten wir dann, daß es nicht nur eine Gebäudefront zum Wasser hin war, sondern daß das nur ein Teil einer symmetrischen Anordnung von Gebäuden war, in deren Mitte ein wunderschöner Garten war.
Endlich mal eine richtig schöne Gartenanlage! Ich habe mich schon immer gewundert, daß in Potsdam die Gärten eigentlich keine sind, es gibt keine Blumebeete wie man sie von anderen Schlössern kennt, keine verschnörkelten Hecken, und auch in den Anlagen der Altstadt von Dresden hatte ich das vermisst. Aber hier war das alles anders.
Es schließt sich noch eine riesige Gartenanlage an mit hohen Hecken und - besonders bemerkenswert-mit einer riesigen Kamelie.Beim nächsten Dresden- Besuch sollte man sich ruhig einen ganzen Tag Zeit nehmen für diese Anlage.Also haben wir uns wieder auf den Dampfer begeben, haben uns alles noch mal in umgekehrter Reihenfolge angesehen, wurden noch auf das GEburtshaus der Gräfin Cosel aufmerksam gemacht:
Und wir haben ankommend die Silhouette von Dresden genossen.
Wieder an den Brühlschen Terrassen angekommen, schauten wir noch einmal über die Elbe, und damit war der zweite Tag der Reise beendet.